Wasser

Gierseilfähre

Die einzige Gier, die geweckt wird, ist die Neugier.

Boden

Kurzbeschreibung

Aus einfachen Materialien wird eine Fähre gebastelt, deren Antrieb ausschließlich durch die vorhandene Strömung eines Fließgewässers erfolgt (Prinzip der Gierseilfähren). Ähnlich wie beim Lenkdrachen wird die Fähre mit zwei Seilen vom Ufer aus gesteuert. Es bietet sich an, die Fähre für unterschiedliche Spiele und Aktionen zu nutzen.

Ausführliche Beschreibung

Prinzip der Gierseilfähre

Eine Gierseilfähre überquert einen Fluss ohne einen Antriebsmotor zu benutzen. Als Antriebskraft wird ausschließlich die Strömung des Flusses genutzt. Dazu wird die Fähre schräg zur Fließrichtung des Flusses gestellt. In dieser Position wird sie durch Seile gehalten, die am Ufer oder in der Flussmitte verankert sind (Gierseile). Die Seile steuern den so genannten „Anströmwinkel“. Die Strömung drückt dann gegen die Seitenwand der Fähre und schiebt sie dadurch vorwärts.

Wenn die Fähre am anderen Ufer angekommen ist, wird der Anströmwinkel für die Rückfahrt neu eingestellt. Dazu wird die Fähre mit Hilfe der Seile um die eigene Achse gedreht. So kann die Fähre immer wieder hin- und zurückfahren. Das Drehen um die eigene Achse wird als „Gieren“ bezeichnet. Das Wort stammt aus dem Holländischen, wo die Gierseilfähren erfunden wurden. In Deutschland werden Gierseilfähren für die Personen- und Fahrzeugbeförderung eingesetzt. Man findet sie u.a. an der Elbe, Saale, Weser und an der Sieg zwischen Bonn-Schwarzrheindorf und Troisdorf-Bergheim.

Gierseilfähren sind umweltfreundlich, da sie kaum Energie verbrauchen und nur die Kraft des Wassers nutzen. Darüber hinaus sind sie leise und wartungsarm. Aufgrund ihrer Umweltverträglichkeit sollten Gierseilfähren weiter verbreitet werden. Hierfür setzt sich u.a. das Netzwerk RiverNet.org ein, das von der Deutschen Umwelthilfe unterstützt wird (siehe: www.rivernet.org/elbe/gierseil/gierhome.htm).

Für unsere Aktionsidee wird das Prinzip der Gierseilfähre im kleinen Maßstab nachgestellt. Die Mitspieler bauen zunächst eine Fähre aus Holz oder anderen Materialien (siehe unten). An der einen Seite der Fähre werden zwei lange Seile (z.B. Drachenseil) befestigt. Mit diesen Seilen können die Position und der Anströmwinkel gesteuert werden. Das Prinzip ist ähnlich wie beim Lenkdrachen.

Bei den echten Gierseilfähren wird nur ein Seil verwendet, das sich kurz vor der Fähre in zwei Seile aufteilt (wie ein Y). Der Anströmwinkel kann nur vom Fährmann auf der Fähre selbst geändert werden. In unserer Variante kann die Fähre mit den beiden Seilen vom Ufer aus gesteuert werden. Es ist also nicht notwendig, auf das andere Ufer zu gehen, um die Fähre zurückzuschicken.

Weitere Informationen:

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Vorbereitung

Die Aktion oder das Spiel beginnt bereits mit der Vorbereitung, denn zunächst muss die Fähre gebastelt werden. Dabei gibt es unterschiedliche Möglichkeiten der Herangehensweise. Eine Möglichkeit ist es, eine Fähre gemeinsam zu planen und zu bauen. Eine andere Möglichkeit wäre, dass mehrere Fähren gebaut werden. Jede Person oder Gruppe bastelt sich eine Fähre und am Wasser wird dann geschaut, ob sie funktionieren.

Auf jeden Fall sollte die Möglichkeit gegeben sein, die Fähre - soweit sie zuhause im „Trockendock“ gebaut wurde - vorort am Wasser umzurüsten bzw. nachzurüsten, um ein ideales Ergebnis zu erzielen. Einfaches Baumaterial und Werkzeug sollte also (zumindest bei den ersten Fahrversuchen) mitgenommen werden.

Fähre Fähre

Das eingesetzte Werkzeug hat jeder zuhause, ausreichend wären Hammer, Säge, Messer und Schraubenzieher. Aber letztendlich soll natürlich jeder selber entscheiden, wie und was er bauen will. So sind auch der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Die Fähre sollte aus einfachen Baumaterialien bestehen, die jeder bei sich im Keller findet bzw. die leicht zu beschaffen sind. Wir haben z.B. folgende Materialien verwendet und konnten mehrere seetüchtige Fähren bauen: Holzbretter und –balken, Styroporreste, Nägel, Schrauben, Seile und Schnüre, Schraubhaken, alte Plastikflaschen als Auftriebskörper, als Gewichte gefüllte Marmeladengläser, Steine und Metall. Für den Bau einer Fähre sollten rund 1 bis 2 Stunden eingeplant werden.

Fähre

Um möglichst beim ersten Versuch weitgehend funktionsfähige Modelle von Gierseilfähren zu erreichen, sollten folgende Dinge beachtet werden:

Spielvarianten

Mit der Strömungsfähre sind natürlich unzählige Spielvarianten möglich. Hier sollen nur ein paar Ideen vorgestellt werden. Unabhängig von den unten genannten Spielvarianten macht es aber auch Spaß, die Fähre im Fluss hin und her zu steuern. Eigentlich ist es genau wie beim Lenkdrachen: der Spaß besteht im Schnur geben, wieder ranholen, Figuren fahren ... und der Freude, das selbstgebastelte Modell in Aktion zu beobachten.

Beispiele:

Wettrennen:

Hier geht es um Schnelligkeit und Geschicklichkeit, mit der die Fähre gesteuert werden kann. Wie schnell kommt man zum anderen Ufer (mit „richtig“ anlegen) und wieder zurück? Eventuell lassen sich noch zusätzliche Schikanen einbauen, z.B. ein Slalomkurs, markiert mit kleinen Luftballons quer zur Strömung, die mit Steinen am Grund verankert sind. Hat man mehrere Fähren, können diese im Wettrennen gegeneinander antreten (... oder sich verheddern).

Transportspiele:

Lassen sich gut mit Wettrennen kombinieren, können aber auch rein auf Geschicklichkeit und Strategie basieren. Einige Beispiele:

Fähre Fähre

Kooperative Spiele:

Z.B. gemeinsam ein Picknick zusammenstellen: an einem Ufer steht eine Gruppe mit den Getränken, am anderen die mit den Speisen. Durch hin und herfahren werden die Gegenstände ausgetauscht.

Schönheitswettbewerb:

Oder aber man verziert/verschönert und verändert die Fähren. Die schönsten/ausgefallensten Fähren können prämiert werden. Wir haben z.B. Galionsfiguren angebaut, eine Reling gezimmert, Mast und Segel gesetzt etc.

Bau der Fähren am Wasser:

Baumaterialien und Werkzeug werden zur Verfügung gestellt und die Fähre werden direkt am Wasser zusammengebaut.

Schlepper:

Zwei oder mehr Fähren werden zusammengebunden. Hier können auch die Fähren mitspielen, die nicht richtig „gieren“.

Fährmann:

Wenn die Fähre groß genug ist, kann man natürlich auch versuchen selber mitzufahren und evtl. die Fähre von Bord aus zu steuern, wie auch die echten Gierseilfähren.

Hintergrundgedanken

Nutzung der Wasserkraft / regenerativer Energien

Das Besondere an den Gierseilfähren (sowohl bei den echten als auch bei den Modellen) ist, dass sie nur von der Kraft des Wassers angetrieben werden. Beim Spielen mit der Fähre können die Spielenden diese Kraft selbst spüren. So werden sie für regenerative Energien sensibilisiert und vielleicht entwickeln sie neue Ideen, wie sie die Wasserkraft nutzen können z.B. mit selbst gebauten Wassermühlen.

Spielerische Auseinandersetzung mit den Eigenschaften des Wassers

Wer eine Gierseilfähre baut und sie über einen Fluss lenkt, wird die Eigenschaften des Wassers auf spielerische Weise kennen lernen. Die physikalischen Eigenschaften des Wassers (Strömung, Auftrieb, Verdrängung, Temperatur) werden dabei zu selbst erlebten Erfahrungen.

Kreative und handwerkliche Fähigkeiten einsetzen

Beim Bau einer Gierseilfähre werden die kreativen und handwerklichen Fähigkeiten gefördert und gefordert. Nicht nur die optische Gestaltung zählt (Wer hat die schönste und lustigste Fähre?). Sondern erst der Einsatz im Wasser zeigt, ob die Fähre noch mal überarbeitet werden muss (Gewicht oder Auftriebskörper?). Hier ist viel Kreativität gefragt.

Naturwahrnehmung und -erleben am Gewässer

Durch das Spielen am Wasser wird die Naturwahrnehmung geweckt und gefördert. Die Spielenden kommen nicht nur mit dem Wasser in Kontakt, sondern auch mit den am Wasser lebenden Pflanzen und Tieren samt ihrer Lebensräume. Wenn die Fähre vor Ort gebaut oder ergänzt wird, können Materialien verwendet werden, die in der Natur zu finden sind (Holz, Steine). Auch der Müll, den man an fast jedem Gewässer findet, kann zu wertvollem Rohstoff werden (Bretter, Draht und leere Plastikflaschen). Durch entsprechend gestaltete Spiele kann zudem die Naturwahrnehmung und das Kennenlernen der am Wasser und am Ufer lebenden Pflanzen und Tiere vertieft werden.

Kennen lernen und Erfahren der Gewässerstruktur und -morphologie

Nur wer sich intensiv mit einem Gewässer auseinandersetzt, kann die Gewässerstruktur und -morphologie erfassen. Die Vor- und Nachteile von flachen und steilen Ufern werden bereits deutlich, bevor das Spiel angefangen hat. Beim Steuern der Gierseilfähre wird man Strömungsunterschiede genauso schnell erkennen wie unterschiedliche Wassertiefen. Dass das Querprofil der Sohle in einem Mäander asymmetrisch ist, werden alle schnell wahrnehmen, auch wenn sie die Fachbegriffe dafür nicht kennen. Erfahrbar wird auch der Grad der Verbauung und Veränderung unserer Fließgewässer: Wie kommt man an einem Einheits-Trapez- oder -Kastenprofil überhaupt ans Wasser? Welche Materialien findet man heutzutage noch an einem Fluss und wie „natürlich“ sind diese?

Gruppendynamik

Spiele und Aktionen mit der Gierseilfähre sind für unterschiedliche Altersgruppen geeignet. Es macht sowohl Kindern als auch Erwachsenen Spaß. Wenn die Fähre groß genug ist zum Mitfahren, dann werden sich auch Jugendliche begeistern. Die Spiele können gegeneinander (Wer ist schneller?) oder miteinander (Schaffen wir es ohne kentern?) gespielt werden. Es kann als Gruppe oder auch alleine gespielt werden.Die einzige Gier, die von Gierseilfähren geweckt wird, ist die Neugier. Denn als wir unsere Fähren ausprobiert haben, sind Schaulustige stehen geblieben und haben zum Teil mitgemacht.

Variable Einsatzmöglichkeiten

Das Spielen mit den Gierseilfähren kann sehr variabel eingesetzt werden. Es gibt sehr viel „Spielraum“ sowohl beim Bauen der Fähren als auch in der Zusammensetzung der Gruppen. Darüber hinaus können verschiedene Spielvarianten ausprobiert werden.

Ist die Idee bereits erprobt worden? Falls ja, wo?

Die Idee wurde für den Naturathlon 2006 von uns entwickelt und ist an der Leine (Göttingen) und Weser (Hemeln) mit unterschiedlichen Varianten erprobt worden.

Das Team

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